Wellenreiten im Schwarzwald
Frank – so heißt das aktuelle Tiefdruckgebiet, das uns das stürmische Herbstwetter beschert. Die meisten Menschen machen es sich zuhause gemütlich. Für uns Segelflieger ist die Saison vorbei, die Flugzeuge werden abgebaut und kommen in die Werkstatt. Die Sonne steht mittlerweile zu tief, um den Boden so stark zu erwärmen, dass Thermik entsteht. Längere Flüge sind nicht mehr möglich, gäbe es nicht ein interessantes Phänomen, das sich die Segelflieger zu Nutze machen.
Ein Bericht zum ersten Wellenflug von Clemens:
„Welle! Unbeschreiblich schön soll es sein, in atemberaubender Höhe über den Wolken zu fliegen. Im letzten Jahr wurden im Pfälzer Wald über 7000 Meter in einem Segelflugzeug erreicht. Benjamin Bachmaier schreibt in vielen, wahnsinnig spannenden Berichten über seine Wellenflüge in den Alpen und die Segelflieger vom Perlan Project wollen auf knapp 30.000 Meter in einem Segelflugzeug aufsteigen. Für mich heißt es aber erstmal ganz klein anfangen. Überhaupt mal in einer Welle zu fliegen ist das Ziel!
Aber was ist das überhaupt, Welle ? Es lässt sich ganz gut erklären, wenn man sich vorstellt, was mit Wasser passiert, wenn es über einen Stein strömt – es bildet hinter dem Stein eine kleine Welle, obwohl dort gar kein weiterer Stein ist. Das Gleiche passiert mit der Luft, wenn sie über die Gipfel eines Gebirges peitscht. In den Tälern dahinter bilden sich Luftwellen, die uns Segelflieger bis auf mehrere Kilometer Hö he tragen können. Wer schon mal Böen in großer Höhe in einem Verkehrsflugzeug erlebt hat, ist wohlmöglich auch durch eine Welle geflogen.
Chris vom FSV Herrenberg, mit dem ich schon oft im Frühjahr und Sommer auf langen Streckenflügen unterwegs war, ist schon immer der Wetterexperte von uns beiden und so war auch er es, der am vergangenen Wochenende Alarm schlug. Wellenwetter vom 13.-15.11. kündigte sich an. Über Freunde holten wir uns so viele Informationen wie irgendwie möglich. Chris studierte stundenlang die Wetterkarten und wir einigten uns auf einen Flug am Freitag. Neben allen schrecklichen Nachrichten aus Paris, wurde der 13.11.15 zu einem der schönsten Erlebnisse meiner bisherigen Flugkarriere.
Mein Wecker klingelte früh morgens, den Flieger hatte ich schon am Abend vorher so gut es ging vorbereitet. Um 8 Uhr trafen wir uns – Chris, Luis (mein Copilot) und ich – auf dem Flugplatz um die Flieger auszuhallen und für den Start vorzubereiten. In der Höhe konnte man schon erkennen, dass die Wolken schnell an uns vorbeizogen – ein gutes Zeichen. Erwin schleppte zuerst Chris, der einen Hilfsmotor mit an Bord hatte, in den Schwarzwald. Als dieser mir das erste schwache Steigen über Funk durchgab starteten wir sofort. Kurz nach dem wir abgehoben waren meldete Chris, dass ein Fliegerkollege in Musbach gelandet sei, da dieser kein Steigen gefunden hatte. Toll, dachte ich, beste Voraussetzungen für unseren Flug. Aber umdrehen war keine Option. Dafür war ich zu sehr daran interessiert, ob es nicht doch irgendwie möglich war Welle zu fliegen. Wir ließen uns direkt zu Chris ins Wellengebiet schleppen, dieser hatte zum Glück schwaches, aber konstantes Steigen. Hurra! Wir waren in der Welle.
Unser Optimismus und der lange (und etwas teure) F-Schlepp wurden zu 200% Belohnt. Eine gigantische Aussicht erwartete uns über den Wolken. Ein Großteil der Alpen war zu sehen und unter uns eröffnete sich eine atemberaubende Aussicht auf auf ein riesiges Wolkenmeer. Während unter den Wolken alle anderen Menschen im grauen Herbstwetter gefangen waren, schwebten Chris, im Discus 2ct, und Luis und ich, im Duo Discus, in mehreren Kilometern Höhen im gleißenden Sonnenschein über die Erde. Ein unglaubliches Gefühl! Die Welle trug uns mit einem Steigen von 0,2 m/s bis 1 m/s auf eine Höhe von 3700 Metern. Mehr war leider nicht drin, aber für meinen ersten Wellenflug war das ein fantastischer Anfang.
Nach 3 Stunden in der Welle wurden die Wolkenlücken unter uns immer weniger und wir mussten den Heimflug antreten.
Ein grandioses Erlebnis war nach knappen 4 Stunden wohlbehalten auf dem Erdboden beendet. Mir wird dieser Flug immer in Erinnerung bleiben und ich freue mich auf weitere Wellenflüge!
Ohne die äußerst netten Flug-Losten aus Langen und Stuttgart Radar wäre unser Flug gar nicht möglich gewesen. Danke auch an Erwin und Engelbert fürs Schleppen und Helfen.“
Wer Interesse an unglaublich spannenden Berichten vom Fönflügen in den Alpen hat, sollte sich unbedingt die Seite von Benjamin Bachmaier anschauen: https://flugfieber.wordpress.com/
Die Piloten des Perlan Project: http://www.perlanproject.org/ wollen mit einem Segelflugzeug auf 30 km Höhe aufsteigen!
Hier geht’s zum Bericht und der tollen Seite von Chris:
https://soaringtv.wordpress.com/category/welle/
und auf Facebook: https://www.facebook.com/soaring.tv/?fref=ts
Ein Video von ihm folgt in Kürze.
Die Vorhersage-Modelle von RASP Blipmaps haben für unseren Flug sehr gut funktioniert:
http://rasp.linta.de/BLACKFOREST_WAVE/